#RespectMySize - die zwei Bloggerinnen der Kampagne im Interview

Ein Artikel von  Lea  lea-tucholski

Erfahrt alles über die Kampagne und ihre Hintergründe

Die Kampagne #RespectMySize hat in der Plus Size Community und darüber hinaus hohe Wellen geschlagen. Die Aktion gegen Gewichtsdiskriminierung scheint einen Nerv zu treffen. Denn so ziemlich jedes Medium - ob Radio, Fernsehen oder Zeitung - hat bereits darüber berichtet. Wir haben die beiden Influencerinnen hinter der Kampagne zum Interview getroffen.

Die Influencerinnen hinter der Kampagne

#RespectMySize

Jules alias SchönWild und Verena alias The Skinny and The Curvy One

Hinter der Kampagne stehen zwei bekannte Gesichter, die seit über 8 Jahren mit ihren Blogs die Plus Size Community bereichern.

Jules ist den Meisten wahrscheinlich besser bekannt unter ihrem Alias SchönWild, das sie für ihren Blog sowie ihren Instagram Account nutzt. Verena findet ihr ebenfalls unter dem Pseudonym ms_wunderbar bei Instagram und sie betreibt als "The Curvy One" zusammen mit Sophia Faßnacht ihren Blog The Curvy and The Skinny One.

Schon lange machen sich beide Influencerinnen für Body Positivity und einen positiven Umgang mit dem eigenen Körper stark.

Die Kampagne und ihre Bildsprache

Für ihre Kampagne setzen sie auf eine starke Bildsprache, um ein klares Zeichen gegen Gewichtsdiskriminierung und für mehr Vielfalt zu setzen. So nutzen sie zur Visualisierung (auf die Haut geschriebene) Worte, die eindrücklich die tagtägliche Diskriminierung von Dicken zeigen, und erzählen dazu die persönlichen Geschichten, die hinter diesen Worten stecken.

#respectmysize
#respechtmysize
#respectmysize
#respectmysize

Wir wollten die Worte, die viele von uns täglich hören für andere Menschen sichtbar machen. Das wirkte für einige wie eine Provokation und hatte zur Folge, dass Leute erstmal aus Neugierde stoppen, schauen und anfangen zu realisieren, was da gerade passiert. Uns war es wichtig, Awareness für dieses Thema zu schaffen und Menschen zum Umdenken zu bewegen.

Jules und Verena im Interview

Und die starken Bilder wirken. Bei Instagram wurden bereits über 10.000 Bilder unter dem Hashtag #RespectMySize gepostet. Die Kampagne erzielte eine organische Reichweite von 200.000.000 und auch die Facebook-Gruppe RespectMySize wächst mit jedem Tag.

Und auch auf TikTok haben die beiden ihre Kampagne ausgeweitet und konnten bereits 20,5 Millionen Aufrufe unter #RespectMySize verzeichnen.

Wir haben genug!

Alles begann mit einem Interview in dem Regionalmagazin Buten un Binnen der Freien Hansestadt Bremen. Darin erklärte die Hotelbesitzerin Angelika Hargesheimer, dass ihr Hotel durch das Konzept sowie das Designerinterieur "aus dem Rahmen fällt". Das Konzept setzt auf Exklusivität: Keine Barrierefreiheit, keine Kinder und keine Menschen über 130kg.

Bei der Buchung heißt es: "Aus Haftungsgründen weisen wir darauf hin, dass das Interieur des Beachhotels Sahlenburg (Bed & Breakfast und Apartments) für Menschen mit einem Körpergewicht von mehr als 130 kg nicht geeignet ist."

Auch wenn dieses Konzept sich nicht durch Inklusion auszeichnet und ganz klar auf Ausgrenzung abzielt, ist es als Geschäftskonzept nachzuvollziehen. Das Fass zum Überlaufen brachte jedoch die diskriminierende Aussage der Hotelbesitzerin: "Also ich finde es persönlich diskriminierend, dass ich so einen Anblick ertragen muss – ehrlich gesagt. Und ich weiß, wenn ich dick bin, dass da was nicht stimmt. Und es hat auch nicht jeder was mit der Schilddrüse."

Mit diesem Statement machte die Hotelbesitzerin eindeutig klar, dass ihr Besuchsverbot für Dicke auf mehr fußt als nur einer versicherungsrechtlichen Absicherung. Dass sie selbst von Diskriminierung spricht, zeigt eindrücklich ihre Ignoranz dem Thema gegenüber.

Und genau das wollten Jules und Verena so nicht einfach durchgehen lassen:

Das hat uns mal wieder gezeigt, wie legitim Bodyshaming ist. Man darf jemand nach wie vor aufgrund seiner Statur diskriminieren und das ist schlichtweg falsch! Wir wollten mit der #RespectMySize Kampagne ein Zeichen setzen und Vorurteile gegenüber mehrgewichtigen Menschen sichtbar machen. Wir wollen Awareness dafür schaffen, dass Diskriminierung im Alltag passiert und dass das nicht okay ist!

Jules und Verena im Interview

Jules und Verena über den Einfluss und die Zukunft der Kampagne

Die Kampagne hat vielen Frauen Mut gemacht und Influencerinnen Jules und Verena ordentlich auf Trab gehalten. Ununterbrochen klingelte bei ihnen das Telefon und auch nach zwei Monaten sind die Beiden weiterhin unterwegs mit der Kampagne und so haben auch wir uns mit den Beiden getroffen.

Wundercurves: Noch mal kurz und knapp, was ist das Ziel Eurer Kampagne?

Jules & Verena: Uns ist es wichtig, Awareness für dieses Thema zu schaffen und Menschen zum Umdenken zu bewegen. Wir möchten Menschen eine Stimme geben, die jahrelang übersehen wurden.

Wundercurves: Wie reagierten die Leute? Was bekamt ihr bisher für Antworten?

Jules & Verena: Die Resonanz war wirklich großartig. Es haben so unglaublich viele Leute bei unserer Aktion mitgemacht und sie geteilt. Wir konnten mit #RespectMySize ein Zeichen setzen. Auch knapp 2 Monate nach dem ersten Post gibt es noch Leute, die mitmachen und sich an uns wenden. Sogar international tut sich etwas. So haben wir haben mitbekommen, dass unsere Holländischen Kolleginnen etwas in Art auf die Beine gestellt haben, was super gut ankam.

Gegenwind gab es eigentlich kaum. Viele Menschen erkennen, dass es nicht in Ordnung ist, Menschen aufgrund ihrer Statur zu diskriminieren. Ein Punkt, der jedoch immer wieder aufkommt: Glorifizierung von Übergewicht. Darum geht es nicht! Niemand von uns sagt: Werdet bitte alle dick. Es geht darum, dass Menschen so respektiert werden sollen, wie sie sind. Niemand kennt die Geschichte und den Weg anderer Menschen, deswegen sollte man sich nicht anmaßen, über eine andere Person zu urteilen.

Zum Thema Reaktionen: Wir haben wundervolle, teilweise auch wirklich herzzerreißende Nachrichten bekommen. Es sind sehr viele Frauen aus sich herausgekommen und haben ihre Komfortzone verlassen. Das geht sogar so weit, dass die Aktion auch bei Bewerbungsgesprächen geholfen hat. Denn einige Geschäftsführer und Vorgesetze hatten von #RespectMySize gehört und sprachen über Diskriminierung im Job.

Es kommen bis heute noch viele Nachrichten, in denen uns von Herzen gedankt wird, da wir Betroffenen geholfen haben, ein Stück wieder zu sich selbst zu finden.

Wundercurves: Habt Ihr selbst neue Erkenntnisse durch die Kampagne erhalten?

Jules & Verena: Uns ist während der Kampagnenplanung durch die Interviews und die Recherchen bewusst geworden, wie groß das Thema Diskriminierung wirklich ist und wie tief es in der Gesellschaft verankert ist. Oft überschneiden sich auch Diskriminierungserfahrung wie beispielsweise Sexismus und Gewichtsdiskriminierung.

Und es war unglaublich bewegend zu erfahren, was passiert, wenn man eine klare Idee und den Mut hat, sie mit Leidenschaft und trotz Hindernisse umzusetzen. Die letzten Wochen waren einfach ein Wirbelwind und haben uns gezeigt, zu was wir alles fähig, wenn wir alle an einem Strang ziehen.

Wir DANKEN an dieser Stelle jedem, der an die Aktion glaubt und die Message unterstützt!

Wundercurves: Wie geht es weiter? Wie kann man mitmachen und Euch unterstützen?

Jules & Verena: Schaut gerne mal in unserer #RespectMySize Facebook Gruppe vorbei. Da gibt es alle weiteren Updates.

Für uns beide wird es auch in den kommenden Monaten aufregend bleiben. #RespectMySize hat einen Grundstein für viele weitere wichtige Projekte gelegt und darauf freuen wir uns schon. Wir hoffen natürlich weiterhin, viele Menschen zu ermutigen für sich selbst einzustehen.

#respectmysize
#respechtmysize
#respectmysize
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