Immer mehr Vorurteile gegenüber Dicken

Ein Artikel von  Natalia  natalia-weimann

Diversität ist wohl doch nicht gleich Bodypositivity

Eine neue amerikanische Studie der Harvard Universität zum Thema Einstellung der Amerikaner gegenüber bestimmten sozialen Gruppen, hat ergeben, dass die Vorurteile gegenüber dicken Menschen sich in den letzten 20 Jahren nicht verbessert haben. Schlimmer noch, sie haben sich noch weiter verstärkt.

Während sich die Einstellung in Bezug auf sexuelle Orientierung, Rasse, Hautton, Alter und Behinderung innerhalb eines Jahrzehnts in Richtung Neutralität verschob, nahmen die Vorurteile zwischen 2004 und 2010 gegenüber dem Körpergewicht um 40 Prozent zu! Gut, dass die Menschen Ihre Meinung zur Diversität nach oben korrigiert haben, aber von Bodypositivity ist hier nichts zu sehen. Körpergewicht ist die einzige soziale Gruppe in der Studie, bei der die Vorurteile zugenommen haben.

Schwule sind beliebter als Dicke

Schwule sind beliebter als Dicke

Woran kann das liegen? Ist denn die Body-Positivity-Bewegung und eine gesunde Selbstliebe zu Dir und Deinem Körper momentan nicht in aller Munde? Scheinbar nicht laut genug oder leider nicht überall so stark vertreten wie in den sozialen Medien. Während die Homosexuellen immer beliebter werden, um rund 33% haben sich die Vorurteile in den vergangenen zehn Jahren zum positiven geändert, werden die Dicken noch mehr verurteilt.

Vor allem in den in den TV-Medien sind Dicke noch immer stark in der Unterzahl. Während die homosexuelle Rolle des Mannes in den letzten 20 Jahren im TV meist positiv besetzt wurde, werden dicke Frauen insbesondere häufig als Witzfiguren in flachen Komödien besetzt. Denken wir doch nur an Stanford Blatch aus Sex and the City. Das beste Bild eines scheinbar klassisch schwulen Mannes: reich, guter Geschmack, absoluter Frauenversteher, bester Freund und schwul. Oder nehmen wir Guido Maria Kretschmar als Beispiel im TV. Ebenso guter Geschmack, erfolgreich, witzig, attraktiv, trotz fehlendem Waschbrettbauch und schwul.

Welche Plus Size Frauen kennen wir im Fernsehen oder Kino? Ja, da wäre Melissa McCarthy, bekannt aus Gilmore Girls, Brautalarm oder Taffe Mädels. Stets eine quirlige, etwas tollpatschige und humorvolle Besetzung, die definitiv in zu vielen Szenen zu viel isst und damit das Klischee aller Dicken erfüllt. Oder denken wir an unseren Liebling Bridget Jones. Warum musste Renée Zellweger sich jedes Mal rund 13 Kilo anfuttern. Würde man einer schlanken Frau nicht abnehmen, dass sie berufliche, private und vor allem Männerprobleme hat? Sich abends mit einer Flasche Wein und Schokolade betrinkt und dabei “All by myself” singt?

Dicke sind faul, schwitzen und essen Fast Food

Vorurteil: Dicke sind faul, schwitzen und essen Fast Food

Leider sind die Vorurteile gegenüber Dicken Menschen seit Jahrzehnten die Gleichen: Dicke sind faul, tollpatschig, sie schwitzen und essen nur Fast Food und diese Vorurteile werden durch die Medien verstärkt in unsere Köpfe eingebrannt. Tessa Charlesworth, die Erstautorin der Studie, sagte in einem Interview zum negativen Ergebnis zum Körpergewicht der Studie: "Wir können nur spekulieren: Körpergewicht wurde viel diskutiert, jedoch in einem negativen Licht. […] Außerdem sprechen wir typischerweise bei Körpergewicht über etwas, das wir kontrollieren können und deshalb fällen wir schneller ein moralisches Urteil."

Wir alle können Vorurteile ändern

Vorteile gegenüber Dicken können sich ändern

Doch die Hoffnung stirbt zuletzt: Die Studie belegt wissenschaftlich auch, dass es tatsächlich möglich ist, tief sitzende Vorurteile zu ändern. Denn schließlich haben die Vorurteile gegenüber der sexuellen Orientierung stark abgenommen. Zwar langsam, aber ebenso positiv hat sich die die Einstellung der Befragten zur Rasse und Hautfarbe entwickelt. Warum also nicht zum Körpergewicht?

Es bleibt zu hoffen, dass die Body-Positivity-Bewegung noch relativ frisch und als Gegenbewegung zum ganzen Schönheitswahn und übertriebener Selbstdarstellung absolut richtig ist. In allen Köpfen ist die Selbstliebe zum eigenen Körper zwar noch nicht angekommen, aber wir alle sollten stark daran arbeiten, Vorurteile gegenüber Dicken aus der Welt zu räumen.

Dann sieht es medial auch ganz anders aus. Melissa Mc Carthy ist zurzeit für den Oscar als beste Hauptdarstellerin für das Drama “Can you ever forgive me” nominiert. Drücken wir Ihr alle die Daumen, dass sie diesen gewinnt und damit eine weitere positive Bodypositivity Debatte aufrollt.

Hier geht's zur Studie